Bürglen
Kirche
Bilder aus dem innern der Kirche
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Mesmerin Frau M. Schurtenberger, Tel. 071 / 633 22 49, Natel 076 / 460 13 20
In Bürglen muss im Anfang des 14. Jahrhunderts eine geistliche Pfründe bestanden haben, denn im Jahre 1346 (13. Juli) vergabt Eberhart von Bürglen dem Kaplan an den vordern Altar als Anniversarienstiftung für seinen Vater Arnold zwei Mutt Kernen jährlich. Der Pfarrer von Sulgen musste schon um diese Zeit zwei Sonntage nacheinander und in der folgenden Woche am Montag diese Kapelle versehen und wöchentlich vier Messen lesen lassen.
Zu Ehren seines Bruders Albrecht stiftete Abt Gerold von Hohensax zu Einsiedeln in Bürglen eine zweite ewige Messpfründe mit einem Kaplan. Zu dieser Zeit erscheint die Kapelle als dem Stift Bischofszell einverleibt. Der Kaplan musste wöchentlich drei hl. Messen lesen. Im Jahre 1481 endlich stiftete Frau Ursula von Hohensax, geb. von Rappenstein, eine dritte Liebfrauenkaplanei, samt einem Altar in der Schlosskapelle, die ein Priester mit fünf wöchentlichen hl. Messen und Heiligendiensten versehen, und der auch der Herrschaft als Kaplan gewärtig sein soll.
1494 wurde zu Ehren der hl. Anna, Maria und Sebastian ein Altar geweiht. Die Gemeinde Sulgen hielt am Markustage hierher einen Bittgang.
Freiherr Ulrich von Hohensax lebte mit seiner Mutter, die als resolute Frau bekannt war, oftmals in Uneinigkeit. Erst 1491 kam es zwischen Mutter und Sohn zu einem Vergleich. Der Sohn musste der Mutter zu Werthbühl ein Haus bauen und gestatten, dass eine Kaplaneipfründe von Bürglen nach Werthbühl verlegt wurde.
1525 trat Ulrich von Hohensax zum neuen Glauben über. Für seine geleisteten Kriegsdienste beim französischen König bezog er eine Pension. Vier Jahre später, nach dem ersten Kappeler Frieden 1529, führte Ulrich in der Schlosskapelle zu Bürglen den katholischen Gottesdienst wieder ein, aber mit Zürich wagte er noch nicht zubrechen. Nach der Entscheidung bei Kappel und am Gubel trat er wieder offen mit einem einzigen Sohn aus zweiter Ehe in den Schoss der katholischen Kirche zurück.
Nach dem Tode Ulrichs von Hohensax (1538) trat im Glauben ein ständiger Wechsel ein. 1550 – 1578 war Bürglen wieder katholischen Glaubens. 1579 wurde die Herrschaft Bürglen von der Stadt St. Gallen gekauft. An Lichtmess 1580 wurde die Kapelle geschlossen und Bürglen endgültig Sulgen zugeteilt. Die Kirche von Bürglen wurde 1864 renoviert und den Protestanten übergeben. Die Gebeine derer von Hohensax wurden am 24. August 1864 ins Schloss Altenklingen übergeführt.
350 Jahre der Weltgeschichte gingen vorüber, ohne dass man Bestrebungen getroffen hat, den Bürgler Katholiken wieder eine Gottesdienstgelegenheit zu verschaffen. Vielleicht war die Notwendigkeit auch nicht nachgewiesen, weil lange Zeit keine Katholiken ansässig waren. Erst mit dem Entstehen der Industrie dürfte hier eine Änderung eingetreten sein, bedingt durch die Anstellung von Fremdarbeitern aus Italien.
In den Dreissigerjahren dieses Jahrhunderts stellte der damalige Pfarrherr von Sulgen, H. H. E. Specker, fest, dass es eine dringende Notwendigkeit sei, in Bürglen eine Gottesdienstgelegenheit zu schaffen. Seine Bemühungen scheiterten an einigen Gegnern, die sich mit der geplanten Notlösung nicht zufrieden geben wollten, selbst aber keine Initiative an den Tag legten, um etwas Besseres zu schaffen. Somit blieb diese Möglichkeit der heutigen Generation vorbehalten.
Im Winter 1948/49 sammelte im Auftrage von H. H. Pfarrer Henzi, Sulgen, der neugewählte thurgauische Arbeiterseelsorger, H. H. Pater K. Wiesli, einige Vertrauensmänner um sich, mit dem Ziele, in Bürglen das religiöse Leben unter den Katholiken zu fördern. Dieser Wurf ist gelungen. Die Kerngruppe wuchs, weil sich immer mehr Männer mit der gleichen Zielstrebung ihr anschlossen. Im Mai 1954 waren die Vorbereitungen soweit gediehen, dass an die Gründung eines Vereins, mit dem Zweck, in Bürglen eine Gottesdienstgelegenheit zu schaffen, herangetreten werden konnte. Der Gnädige Herr in Solothurn, Dr. Franziskus von Streng, Bischof von Basel und Lugano, bewilligte die Vereinsgründung. In einer gemeinsamen Sitzung auf Werthbühls-Höhen gab er uns persönlich weise Ratschläge. Ganz besonders empfahl er, unsere Bemühungen in erster Linie für die Erwerbung eines Bauplatzes aufzuwenden. Um dies zu erreichen, fanden zwischen der Bürgergemeinde Bürglen und der Firma Oehri & Co. Verhandlungen statt, die zum Erfolg führten. Für einen weitem Ankauf von Bauland bot der Verwaltungsrat der Kammgarnspinnerei Hand.
Der Kassabestand unseres Vereins war so bescheiden, dass wir zur Bezahlung des Bauplatzes an die katholische Kirchgemeinde Sulgen gelangen mussten, mit dem Gesuch um Gewährung eines Beitrages à fonds perdu, sowie eines zinslosen Darlehens. Die Kirchgemeindeversammlung genehmigte unser Ersuchen. Zur Sicherstellung wurde eine Grundpfandverschreibung vorgenommen.
Noch lag unser Bauplatz brach. Verschiedene Varianten wurden geprüft und erwogen, wie man in naher Zukunft zu einer Gottesdienstgelegenheit kommen könnte. Die Schwierigkeiten, die unsere Pläne vereitelten, waren immer finanzieller Art. Am 31. Januar 1958 liess uns H. H. Pfarrer Meili wissen, dass in Schlieren die derzeitige Notkirche zum Demontieren und Wiederaufstellen angeboten werde. Sie könnte sich eventuell für Bürglen eignen. Der Vorstand des Kultusvereins befasste sich sofort mit dem Angebot und besichtigte am 2. Februar das Objekt. Eine anschliessende Unterredung mit H. H. Pfarrer Vorburger ergab, dass er uns unter den geschilderten Umständen die Kirche ja gönnen möchte, doch könne er nicht mehr frei verfügen, weil die Kirchenvorsteherschaft Weinfelden als erster Interessent erschienen sei. Weinfelden verzichtete dann zu unsern Gunsten.
So konnte am 12. Juli 1959 der Gnädige Herr in Bürglen eine Kirche einsegnen, die Gott zur Ehre und uns zur Freude gereicht. Möge das in seiner Art schlichte Gotteshaus doch recht viele Zögernde in sich versammeln zum Heile ihrer unsterblichen Seele.
Josef Schweiss (aus der Festschrift zur Einweihung der Kirche St. Peter und Paul in Sulgen 1961)